Gestern acht Stunden Autofahrt zurück von Leipzig, lang geschlafen, die Füsse hochgelegt. Langsam ebben die intensiven Eindrücke dieser Buchmesse ab - der ersten Leipziger Buchmesse nach drei Jahren pandemiebedingter Pause, einer Buchmesse mit 274.000 Besuchern, einem fulminanten Bücherfest, einem Erfolg für Leipzig, für Ostdeutschland, für das Buch ...
Sie bedeutete mir viel, ist Leipzig doch die Stadt, in der ich neun Jahre lang lebte und Germanistik studierte und ein, zwei Mal die Buchmesse als Leserin besuchte. Fühlte ich doch vor einem Jahr eine abgrundtiefe Enttäuschung, als die Messe das dritte Mal abgesagt wurde, nun, nicht einfach wegen der Pandemie, aber das ist jetzt auch erstmal vergessen. Leipzig hat es geschafft, und wie!
Nun also wieder auf der Leipziger Buchmesse, der grössten Publikums-Buchmesse und dem grössten Lesefestival Europas, als Verlegerin, aus der Schweiz kommend, was für ein Erlebnis.
Auf Facebook habe ich, wie viele andere, eine ganze Menge Fotos und kurze Eindrücke geteilt. Doch vieles von dem, was am tiefsten weiterwirkt, kann nur in Worten festgehalten werden. Wie könnte es anders sein?
Was sind also meine persönlichen Highlights dieser Buchmesse für mich, jenseits von dem, was schon gesagt wurde?
Resonanz
Wie gut unsere Bücher von der edition SchreibStimme auf diese grosse Messe passen. Wie herrlich die Cover leuchten, sich abheben, wohltuend. Als ich im Herbst als Fachbesucherin auf der Frankfurter Buchmesse war, wusste ich es:
"Hier, auf diese grossen Messen, gehören wir hin."
Jetzt die Bestätigung: Immer wieder sagen Besucher, wie gut ihnen die Cover gefallen, die Ruhe und Klarheit, die sie ausstrahlen. Kein Wunder also, bleiben einfach die richtigen Menschen hängen, interessieren sich, unterhalten sich lange, lesen rein, kaufen.
Talente
Die Performances unserer Autorin Christina Bartsch und unserer Künstlerin Cornelia Schlemmer, die mit Verlagslektorin Doro König und mir auf der Leseinsel Junge Verlage Platz nahmen, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Spontan erzählten sie von ihren Büchern, die neu im Herbst erscheinen werden, und berührten die Zuhörenden mit kleinen Lesestücken. Ich lehnte mich zurück und genoss.
Männer ;-)
Die Mitarbeit der Standhelfer, besonders von zweien: Pauli, Mitte 70, den ich noch vom Studium kannte, als wir als Kollegen in einem Luxus-Schuhgeschäft in Leipzig arbeiteten. Was für ein wunderbares Wiedersehen nach 16 Jahren! Er unterstütze mich beim Aufbau und der Standbetreuung, als Profi im Verkauf natürlich perfekt. Dann Raphael, Anfang 20, Sohn meiner Cousine, der als Student in Leipzig lebt (oben im grossen Bild). Las mal eben eines unserer Bücher flott durch und gab seine Kenntnisse sogleich an Interessierte weiter. Super zuverlässig, sodass ich immer wieder vom Stand verschwinden konnte.
Einen engagierten Junior-Mitarbeiter hatten wir auch, der Fotos von Besuchern für die Sonntags-Aktion "Familienportraits" machte - Polaroids, die sie mitnehmen konnten als Andenken, was rege und sehr gern genutzt wurde. Die Aktion passt zum Thema für die zwei Neuerscheinungen von Cornelia und Christina, die sich beide mit dem Thema Familie beschäftigen.
Unterstützung
Spontan buchte ich am Stand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels eine 30-minütige Beratung von einem PR-/Medien-Profi. Sympathisch und interessiert gab er mir auf meine Fragen klare Antworten und einige willkommene zusätzliche Hausaufgaben mit - nicht ohne den Satz mitzugeben:
"Bleiben Sie dran, das wird was."
Der Besuch eines Mitarbeiters des Musikverlags Edition Peters (wir haben einen gemeinsamen Bekannten), sein echtes Interesse an unserem kleinen, neuen Verlag, Plaudern auf Augenhöhe.
Rubbellose
3 Blätter voll neue Newsletter-Abonnenten. Wer konnte auch unseren Rubbellosen widerstehen, die es fürs Eintragen gab? Jedenfalls nicht die kindlichen Erwachsenen, die riefen:
"Rubbellose, wann hab ich das das letzte Mal gemacht!"
A Poet's Tale
Konzentrierte Zuhörer mit glänzenden Augen bei der Performance von "A Poet's Tale", der Band unserer Autorin (und Singer-Songwriterin) Ulrike Melzer. Ohne die erkrankte Autorin brachte die Band rein instrumental wunderschöne Klänge mit Harfe, Gitarre, Flöte und Dudelsack auf die Leseinsel und begleitete so unsere Lektorin Doro König, die in Vertretung der Autorin las.
Fans!
Die junge Frau, die schon am Samstag unsere Cover-Poster kaufen wollte! Etwas perplex sagte Doro, sie möge doch am Sonntag wiederkommen nach dem Aufbau, wenn die Chefin da wäre. Sie kam wieder und kaufte die Poster. Jetzt sind wir gespannt, die Fotos aus ihrer WG zu sehen mit den zwei Covern. Wie cool ist das denn?
Last but not least
Doro König, unsere Lektorin. Mitdenkerin, Mitarbeiterin mit SchreibStimme-DNS in jede ihrer Zellen, dazu viel organisierter als ich. Sie liebt Bücher, Schreiben und die Buchmesse, was man an ihrem Grinsen gut sehen konnte, und natürlich hatte sie Listen erstellt und die Rubbellose gebastelt. Die Beste.
Mein Fazit
Vieles machen wir richtig, diese verrückte Verlagsidee wird ernst genommen und funktioniert. Verlegerin zu sein, war keine meiner eigenen Ideen, sie kam zu mir. Und sie passt, sogar sehr gut.
Wir sehen uns in Frankfurt, Wien, Zürich und natürlich, natürlich im März 2024 in Leipzig.
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