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Deiner Bestimmung zu folgen, ist lächerlich – und das ist unvermeidlich

Aktualisiert: 17. Okt. 2020



Deine Bestimmung zu finden, kann quälend sein. Kein flauschig-energiegeladenes YEAH-alles-in-Einklang-volles-Potential-voraus!


Sondern eher so: Du bist gut in dem, was du tust? Du hast Erfolg? Schön. Echt super, gratuliere! Aber du musst trotzdem woanders hin. Ja, genau, hast mich richtig verstanden. Nochmal auf Anfang, ja genau, diesen uralten Gedanken da, den meine ich.


Wie jetzt? Das Erreichte hinwerfen, also das geht doch nicht. Und überhaupt, dieser kindische Traum da, der ist doch echt lächerlich. Da bin ich doch nun wirklich rausgewachsen. Das ist doch … ein Witz!


Und die Stimme sagt: Ja. Den Witz meine ich. Genau den.

Wir sprechen nicht umsonst gerade bei Künstlern sehr gern von Bestimmung. Und Menschen, die ihre Bestimmung gefunden haben, empfinden ihr Tun oft ähnlich wie eine Kunst. Das Leben drängt nach einem ganz bestimmten Ausdruck, nach einer Form.


Weil Kunst und Bestimmung verwandt sind, stossen wir auf die Angst uns lächerlich zu machen.


Warum? Wenn wir auf unsere Bestimmung treffen, dann meldet sich, so glaube ich, eine sehr sehr sehr alte und tiefe Angst: Die Angst vor der Kunst und dem Künstler, dem Narren, Clown, der oft genug etwas Albernes und Kindisches hat – ja haben muss. Der seinen Körper in bestimmter Weise bewegt und exponiert – gerade Musiker tun das ja! – und sich anschauen und anhören lässt, betatschen auf eine gewisse Art. Der sich aussetzt. Das hat immer irgendwie etwas Unangenehmes, Peinliches, Närrisches.


Der Narr spiegelt etwas und zeigt uns etwas, das zu uns gehört hat, nämlich das Kind, das Spiel, das wir versteckt haben. Und wenn die Kunst gelingt, dann berührt sie uns nicht nur angenehm, sondern immer auch ein bisschen peinlich, denn an das Versteckte wollen wir nicht erinnert werden. Das was wir verbannt haben. Verloren.


Der Narr zeigt schamlos das, was wir mit Anstrengung verbergen.


Und nun ist da dieser Ruf, diese Stimme in dir, ein Narr zu werden. Deine Bestimmung. Du hast Angst, dich lächerlich zu machen. Und zwar nicht mit Inkompetenz, die überwunden werden könnte mit viel Übung. Sondern lächerlich zu werden mit deiner Kunst an und für sich, damit, dich zu zeigen. Dein blosses Sein droht lächerlich zu werden. All das Erreichte hinwerfen, wie dumm muss man eigentlich sein …


Kann es sein, dass unsere Bestimmung uns zum Narr werden lässt? Sie an irgendeinem Punkt einfach keinen Sinn ergibt, nicht gut aussieht und nicht logisch ist.


Sie sieht eher aus wie Versagen.

Sie sieht aus wie Aufgeben.

Sie sieht aus wie Unstetigkeit.

Sie sieht aus wie Undankbarkeit.


Sie werden den Kopf schütteln und sich fragen, wieso um Himmels willen du dein Talent und deinen Erfolg verschleuderst. Sie werden dir erklären, dass das nur eine Durststrecke ist, die du gerade erlebst, und dass du durchhalten musst. Sie werden flüstern, dass man doch nur auf dich wartet, dass du genau auf deinem Weg bist.


Nichts deutet darauf hin, dass sie unrecht haben.


Wäre da nicht dein inneres Unbehagen.


Etwas Neues zu wagen, nein eigentlich Altes, das was immer da war, eigentlich. Und dafür einen Umweg zu nehmen, weg vom Erfolg, weg vom Gipfel, wieder hinab, die Stufen gehen abwärts. Es geht in weitem Bogen um den Gipfel herum, immer weiter weg, so scheint es. Wieder zum Schüler werden, lernen als blutiger Anfänger. Du hattest total vergessen, wie sich das anfühlt. Nicht angenehm. So hölzern, dumm und peinlich.


Nichts deutet darauf hin, dass du recht hast.


Nichts, ausser deinem inneren Feuer.


Ausser der Stille in dir, die wieder voll Frieden ist.

Ausser dem Alleinsein, das dein Freund geworden ist.

Da wächst eine Kraft, die dich Narr sein lässt, wenn es so sein muss. Die dich nur nach denen suchen lässt, die dich sehen und hören müssen. Sie werden es erkennen.


Für sie bist du hier.

Sie sind deine Bestimmung.

Wir alle warten auf dich.

Love, Friederike

Foto: Samuel Kunath, www.traumfunken.net

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